Mittwoch, 28. August 2013

Bizarr: Nikolaus Blome, Wolfgang Büchner, SPIEGEL und „journalistische Homöopathie“. Medienecho zum Machtkampf in Hamburg:

An der Ericusspitze 1 bahnt sich ein spannender Machtkampf an: „Progressiv links“ trifft auf „liberal-konservativ“, Kritiker der USA treffen auf einen dezidierten Freund der USA, Kritiker des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg treffen auf dessen bekanntesten Verteidiger, Kritiker der „NSA-Sammelwut“ treffen auf einen Journalisten, dessen größte NSA-Sorge zu sein scheint, als „third party state“ eingestuft und damit gekränkt worden zu sein. Der Wunsch von Wolfgang Büchner, mit Nikolaus Blome das nach Kai Diekmann bekannteste Gesicht der BILD nicht nur ins eigene Boot zu holen sondern ihm auch noch die Position des stellvertretenden Chefredakteurs anzudienen, ist vielleicht so etwas wie die größtmögliche Demütigung der SPIEGEL-Redaktion. Frei nach Machiavelli läuft nun alles auf einen Machtkampf hinaus: Entweder Wolfgang Büchner und vielleicht auch Ove Saffe müssen gehen oder in der SPIEGEL-Redaktion werden früher oder später neue Akzente gesetzt und Köpfe rollen oder freiwillig gehen.
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„Spiegel“-Therapie mit „Bild“-Globuli?
Zu den Grundprinzipien der medizinischen Lehre Samuel Hahnemanns gehört es, Krankheiten, die bei gesunden Menschen durch einen bestimmten Stoff ausgelöst werden, zu heilen, indem man diesen Stoff kranken Patienten in starker Verdünnung als Arzneimittel gibt. Der SPIEGEL hat 2010 gezeigt, wie er über die Lehre Samuel Hahnemanns denkt („Der große Schüttelfrust“). Ironie des Schicksals: Wird Nikolaus Blome, wie von Wolfgang Büchner gewünscht, stellvertretender Chefredakteur des SPIEGEL, dann praktiziert das Nachrichtenmagazin de facto und vom Prinzip her „journalistische Homöopathie“. Wolfgang Büchner und jene Gesellschafter, mit denen er sich vermutlich politisch abgestimmt hat, wollen ihrer Redaktion im übertragenen Sinne einige „Globuli-Kügelchen Axel Springer“ spendieren. Ob das zur Gesundung des Patienten beiträgt, sprich den typischen SPIEGEL-Lesern gefällt und neue (BILD-?) Leser anlockt, darf bezweifelt werden.

Sie meinen, dieser Vergleich hinkt? Recht haben Sie! Ein BILD-Mann als stellvertretender Chefredakteur des SPIEGEL dürfte eine „pharmakologisch wirksame Substanz“ sein, und zwar in hoher Dosierung. Über eine Schattenseite der Pharmakologie, unerwünschte Nebenwirkungen, werden zu gegebener Zeit Kai-Hinrich Renner, Meedia, SZ, Focus, FAZ & Co. berichten. Schon jetzt ein erstes Medienecho:


neues deutschland
Personalie Blome: Büchner stellt Vertrauensfrage - Weiter Streit um Wechsel des stellvertretenden „Bild“-Chefredakteurs zum „Spiegel“ / Augstein-Erben uneins, neues deutschland, 24.08.2013
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„Als Büchner die Personalie Blome in der Ressortleiterrunde verkündete, so wird berichtet, habe „Spiegel“-Reporter Dirk Kurbjuweit gefragt, ob sich dadurch die politische Linie des Blattes ändern werde. Büchner habe darauf geantwortet, er verstehe die Frage nicht.
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DIE WELT
„Bild“-Vize Nikolaus Blome wechselt zum „Spiegel“, Kai-Hinrich Renner, DIE WELT, 21.08.2013
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Es ist das erste Mal, dass ein Mitglied der Bild-Chefredaktion in die Chefredaktion des Spiegel wechselt. Noch ungewöhnlicher ist der Wechsel vor dem Hintergrund der zuletzt wieder stärker gewordenen Animositäten beider Blätter. Noch 2011 vertrat der „Spiegel in der Titelgeschichte „Die Brandstifter die These, „Bild spiele die Rolle einer „rechtspopulistischen Partei.“
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FAZ
„Spiegel“-Ressortleiter gegen Blome - Alle gegen einen, Michael Hanfeld, FAZ, 26.08.2013

„Für eine Berufung oder Abberufung - etwa des Chefredakteurs - müsste es eine außerordentliche Versammlung der Mitarbeiter KG geben. ... Auch müsste die Abberufung des Chefredakteurs von den Gesellschaftern mit einer Dreiviertelmehrheit beschlossen werden. Die Mitarbeiter KG müsste also den Gesellschafter Gruner+Jahr (25,5 Prozent) mit ins Boot holen, die Stimmen der Erben des „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein (24 Prozent) reichten nicht.

SZ
„Spiegel“ streitet über Nikolaus Blome - Wechselsturm in Hamburg, Johannes Boie und Claudia Fromme, Süddeutsche Zeitung, 23.08.2013

„Zum Beispiel ließe sich gerade gut der Artikel schreiben: Wie ein Chefredakteur seinen Stellvertreter benannte und dabei seinen eigenen Job gefährdete. Die Meldung nämlich, dass Nikolaus Blome, 49, bislang stellvertretender Chefredakteur bei Bild, in der gleichen Position zum Spiegel wechselt, entwickelt sich zu einer sehr dramatischen Geschichte.“

Meedia
Turbulente Montagskonferenz mit Saffe und Büchner - Spiegel-Ressortleiter wollen Blome nicht, Christian Meier, Meedia, 26.08.2013
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„Vor Willeke sprach Spiegel-Geschäftsführer Ove Saffe in der Redaktionskonferenz. Es gebe keine geheime Agenda der Geschäftsführung, es herrsche auch „kein Machtkampf zwischen Geschäftsführung und Redaktion, habe er dort laut Teilnehmern gesagt. Die Ressortleiter seien das „Rückgrat des Hauses. Um so problematischer ist freilich, dass nun die Ressortleiter den Chefredakteur-in-spe dazu auffordern, seine Personalentscheidung zurückzunehmen.“
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DER TAGESSPIEGEL
Spiegel-Mitarbeiter lehnen neuen Vize-Chef ab - In aller Feindschaft, Sonja Álvarez, DER TAGESSPIEGEL, 26.08.2013

„Um kurz vor elf Uhr ist es an diesem Montag so voll, dass kein Mitarbeiter mehr in den Konferenzraum passt. Dort, im ersten Stock des „Spiegel“-Verlagsgebäudes an der Ericusspitze in Hamburg, warten sie gespannt darauf, ob der neue Chefredakteur sich entschuldigt, vielleicht einen Rückzieher macht. Doch sie warten vergeblich. Stattdessen erleben sie in den nächsten eineinhalb Stunden einen Machtkampf, den das Nachrichtenmagazin in dieser Form wohl so noch nie erlebt hat ...“

NDR
„Spiegel“-Fronten bleiben hart, Steffen Grimberg, NDR, 26.08.2013

„Damit hat sich der Konflikt beim „Spiegel nochmal verstärkt. Trotz eher feindlicher Stimmung habe Büchner in der rund zweistündigen Sitzung „cool und gelassen gewirkt, heißt es an der Hamburger Ericusspitze. Anders als bei einem Treffen mit leitenden „Spiegel-Redakteuren in der vorigen Woche beantwortete der neue Chef ausführlich alle Fragen und versprach, auch in den nächsten Tagen für Gespräche zur Verfügung zu stehen. Dazu wird Büchner, bisher Chef der Nachrichtenagentur dpa, de facto schon jetzt beim „Spiegel anfangen. Ursprünglich sollte er erst zum 1. September starten.“
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DER POSTILLON
Sonntagsfrage (75): Was ändert sich beim "Spiegel" mit Nikolaus Blome als Vize-Chefredakteur?, DER POSTILLON, 25.08.2013

„Geiler Sensationstransfer! Tittenblatt-Lügner findet neuen Zuhälter“: So würde „Bild“ den Wechsel von Vize-Chefredakteur Nikolaus Blome zum „Spiegel beschreiben, wenn dort eigene Personalien so viel Aufmerksamkeit bekämen wie eine nackte Obdachlose. Beim „Spiegel“ hingegen hieße es wohl lapidar „Der Brandstifter“.“
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